Autoimmune Hepatitis (AIH)
Was ist Autoimmune Hepatitis (AIH)?
Autoimmune Hepatitis (AIH) ist eine seltene chronische Lebererkrankung, bei der das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise die eigenen Leberzellen angreift. Dies führt zu einer Entzündung der Leber (Hepatitis). Die Krankheit kann sich entweder akut äußern, was zu einem plötzlichen Leberversagen führen kann, oder sich über Jahre hinweg zu einer chronischen Form entwickeln, die letztlich zu Leberzirrhose führen kann.
Ursache der Autoimmunen Hepatitis
Die genaue Ursache der Autoimmunen Hepatitis ist unbekannt. Die Krankheit tritt auf, weil das Immunsystem fälschlicherweise Leberzellen als fremd erkennt und angreift. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können. Bestimmte genetische Prädispositionen könnten die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Immunsystem auf eigene Leberzellen reagiert. Auslöser wie Virusinfektionen, toxische Substanzen oder hormonelle Veränderungen können als „Funke“ wirken, der eine latente Autoimmune Hepatitis aktiviert. Diese Faktoren sind jedoch nicht die eigentliche Ursache der Krankheit.
Übertragbarkeit
Autoimmune Hepatitis ist nicht ansteckend. Es handelt sich um eine Erkrankung, bei der das Immunsystem des Körpers eine Fehlregulation aufweist, was nicht durch Ansteckung übertragen werden kann.
Symptome
Die Symptome einer Autoimmunen Hepatitis variieren stark:
- Allgemeine Symptome: Müdigkeit, grippeähnliche Beschwerden
- Leberbezogene Symptome: Heller Stuhl, dunkler Urin, Gelbsucht (Ikterus)
- Zusätzliche Symptome: Fieber, Gelenkschmerzen, trockene Schleimhäute, Haarverlust, ausbleibende Menstruation
Autoimmune Hepatitis kann auch mit anderen autoimmunen Erkrankungen einhergehen, wie z.B. Schilddrüsenerkrankungen (Hashimoto-Thyreoiditis), primär biliärer Cholangitis (PBC), primär sklerosierende Cholangitis (PSC), Diabetes, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Zöliakie) und Nierenentzündungen (z.B. Glomerulonephritis).
Diagnose
Die Diagnose der Autoimmunen Hepatitis ist komplex und erfordert eine umfassende Untersuchung:
- Laboruntersuchungen: Bestimmung von Autoantikörpern (z.B. ANA, p-ANCA, SMA), Leberwerte, und Immunglobulin G.
- Leberpunktion: Mikroskopische Untersuchung von Lebergewebe zur Identifizierung typischer Zellveränderungen.
- Ausschluss anderer Ursachen: Es muss geprüft werden, ob andere Lebererkrankungen wie Virushepatitis, toxische Leberschädigungen oder Stoffwechselerkrankungen vorliegen.
In einigen Fällen kann die Unterscheidung zwischen einer Autoimmunen Hepatitis und einer akuten toxischen Schädigung durch Medikamente schwierig sein. Die Reaktion auf immunsuppressive Therapie kann in solchen Fällen ein Hinweis auf Autoimmune Hepatitis sein.
Verbreitung
Die Häufigkeit der Autoimmunen Hepatitis variiert, aber in Westeuropa liegt die Schätzung bei 2-17 Fällen pro 100.000 Einwohner.
Behandlung
Die Haupttherapie für Autoimmune Hepatitis umfasst die Verwendung von Immunsuppressiva:
- Medikamente: Prednison oder Budesonid in Kombination mit Azathioprin sind die Standardtherapie. Diese Medikamente dämpfen das Immunsystem, um die Entzündung zu reduzieren.
- Nebenwirkungen: Langfristige Anwendung kann Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Hautprobleme, Blutbildveränderungen und erhöhtes Risiko für Diabetes und Osteoporose verursachen.
- Alternative Behandlungen: Es gibt derzeit keine bekannten wirksamen alternativen oder sanften Behandlungen für Autoimmune Hepatitis. Calcium- und Vitamin-D3-Präparate können zur Vorbeugung von Osteoporose hilfreich sein.
- Lebertransplantation: Bei fortgeschrittener Krankheit und Zirrhose kann eine Lebertransplantation in Betracht gezogen werden.
COVID-19 und Autoimmune Hepatitis
- Immunsuppressiva und COVID-19: Patienten sollten ihre Immunsuppressiva nicht eigenmächtig absetzen oder die Dosis ändern. Die europäische Empfehlung lautet, die Behandlung aufrechterhalten zu lassen, da eine Dosisreduktion nur in bestimmten Fällen erwogen werden sollte.
- Risikoeinschätzung: Daten zeigen, dass eine Immunsuppression bei Autoimmuner Hepatitis nicht das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erhöht. Es besteht jedoch ein allgemeines Risiko für schwerere Verläufe bei Leberzirrhose.
Impfung: AIH-Patienten sollten sich gegen COVID-19 impfen lassen. Impfstoffe enthalten keine infektiösen Viren und die immunsuppressive Therapie sollte nicht verändert werden. Verdachtsfälle auf die Auslösung einer Autoimmunen Hepatitis durch Impfungen konnten bisher nicht bestätigt werden.