„Total zentral: die Leber!“ – Volkskrankheit Fettleber: Ein unterschätztes Gesundheitsrisiko
Am 19. Oktober 2022 beleuchteten die Ausrichter des 23. Deutschen Lebertages – die Gastro-Liga e. V., die Deutsche Leberhilfe e. V. und die Deutsche Leberstiftung – die zunehmende Verbreitung und die Gefahren der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD), einer oft unentdeckten, aber potenziell schwerwiegenden Erkrankung. Unter dem diesjährigen Motto „total zentral: die Leber!“ wird die Bedeutung dieses wichtigen Organs hervorgehoben, um mehr Bewusstsein für die Prävention und Früherkennung von Lebererkrankungen zu schaffen.
NAFLD: Ein globales Problem, das oft unerkannt bleibt
Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) betrifft etwa 25 Prozent der Weltbevölkerung, einschließlich eines Viertels der Erwachsenen und eines Drittels der übergewichtigen Kinder in Deutschland. Die Erkrankung bleibt oft lange unentdeckt, da sie meist ohne spezifische Symptome verläuft. Doch die Folgen einer unbehandelten Fettleber können schwerwiegend sein: Die Krankheit kann sich zu einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) entwickeln, die wiederum zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen kann.
Von NAFL zu NASH: Ein fortschreitendes Risiko
Die NAFLD umfasst ein breites Spektrum von Krankheitsstadien:
- Nicht-alkoholische Fettleber (NAFL): Das früheste Stadium, in dem die Leber fettig ist, aber keine Entzündung aufweist. Sie kann stabil bleiben oder sich langsam verschlechtern.
- Nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH): Dieses Stadium ist durch eine Entzündung und Schädigung der Leberzellen gekennzeichnet. Es kann zu Fibrose (Verhärtung des Lebergewebes) und später zu Leberzirrhose (fortgeschrittenes Vernarbungsstadium) führen.
- Leberzirrhose und Leberzellkrebs: Im Endstadium erhöht sich das Risiko von Leberzellkrebs, der bei NAFLD-Patienten bereits auftreten kann, bevor eine Zirrhose vorliegt.
Früherkennung und Prävention sind entscheidend
Die gute Nachricht ist, dass sowohl NAFL als auch NASH – je nach Fibrosestadium – vermeidbar und sogar vollständig rückbildungsfähig sind. Wie Professor Dr. Peter R. Galle, Direktor der 1. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, erklärt, handelt es sich bei der NAFLD meist um ein Wohlstandsproblem der westlichen Industrienationen. Zu den Hauptursachen zählen ein moderner Lebensstil mit wenig körperlicher Aktivität und ein überreiches Angebot an kalorienreicher Nahrung, insbesondere Kohlenhydraten. Diese Faktoren können zum metabolischen Syndrom führen, das durch Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes gekennzeichnet ist und das Risiko für Lebererkrankungen erhöht.
Diagnosemöglichkeiten
Zur Erkennung einer Fettleber empfiehlt es sich, bei routinemäßigen Gesundheitsuntersuchungen die Leberwerte im Blut (GPT, GOT und gGT) zu kontrollieren. Ein erhöhter Wert kann auf eine Lebererkrankung hinweisen und weitere Untersuchungen, wie eine Ultraschalluntersuchung, sind notwendig, um das Ausmaß der Schädigung zu bestimmen.
Politische Maßnahmen zur Prävention
Professor Galle betont, dass die Politik eine Schlüsselrolle bei der Prävention spielt. Gesunde Ernährung und Bewegung müssen gefördert werden, um insbesondere Kinder und Jugendliche zu schützen. Er plädiert für nachhaltige Ernährungs- und Bewegungstherapieangebote zur Vermeidung und Behandlung von Adipositas, da die Prävention von Fettleber immer auch die Prävention von Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 und deren Folgeerkrankungen umfasst. Die Ausrichter des Deutschen Lebertages unterstützen die Forderung, die Bekämpfung der Volkskrankheit NAFLD als Gesundheitsziel im Sozialgesetzbuch zu verankern.