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Alagille-Syndrom

Einleitung

Das Alagille-Syndrom ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die primär die Leber und das Herz betrifft. Daneben können auch andere Organe wie Nieren und Knochen betroffen sein. Diese Krankheit wird autosomal-dominant vererbt, was bedeutet, dass bereits eine veränderte Kopie des verantwortlichen Gens ausreicht, um das Syndrom zu verursachen. Die Symptome und der Verlauf des Alagille-Syndroms können stark variieren, weshalb eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie entscheidend sind.

Was ist das Alagille-Syndrom?

Das Alagille-Syndrom ist ein komplexes Krankheitsbild, das durch Fehlbildungen in mehreren Organen charakterisiert ist. Bei den meisten Betroffenen zeigt sich das Syndrom relativ mild und stabilisiert sich oft von selbst zwischen dem vierten und zehnten Lebensjahr. Bei einigen Patienten kann es jedoch zu schwerwiegenden Symptomen und lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.

In der Leber führt das Alagille-Syndrom zu Fehlbildungen der Gallenwege, die bereits bei der Geburt vorhanden sind. Diese Fehlbildungen verhindern den ordnungsgemäßen Abfluss der Galle aus der Leber, was zu einem Gallestau (Cholestase) führt. Die Anreicherung von schädlichen Gallensäuren verursacht Entzündungen und Vernarbungen in der Leber, was langfristig zu Leberzirrhose und möglicherweise zu einem erhöhten Pfortaderdruck führen kann. In schweren Fällen kann eine Lebertransplantation erforderlich werden.

Neben den Leberproblemen können auch Herzfehler wie Herzklappenfehler oder Pulmonalstenosen auftreten, die den Blutfluss aus dem Herzen in die Lungenarterie beeinträchtigen. Zudem können Fehlbildungen der Wirbelsäule, der Iris oder der Nieren vorkommen. Charakteristische Gesichtszüge sind unter anderem eine breite Stirn, tiefliegende Augen, eine flache Nasenwurzel und ein spitz zulaufendes Kinn.

Häufigkeit

Das Alagille-Syndrom ist selten und betrifft nach Schätzungen von Orphanet etwa einen von 70.000 Menschen.

Symptome

Typische Symptome des Alagille-Syndroms sind:

  • Gelbsucht: Durch den Gallestau kann es zu einer Gelbfärbung der Haut und der Augen kommen.
  • Juckreiz: Erheblicher Juckreiz ist ein häufiges Symptom, das durch die Ansammlung von Gallensäuren im Blut verursacht wird.
  • Erhöhte Cholesterinwerte: Im Blut können neben Bilirubin auch erhöhte Cholesterinwerte festgestellt werden.
  • Wachstumsverzögerung: Betroffene Kinder können in ihrer körperlichen Entwicklung verzögert sein.
  • Fetteinlagerungen: Xanthome, also Fettablagerungen in der Haut, können sichtbar werden.
  • Gesichtsmerkmale: Typische Gesichtszüge wie eine breite Stirn und tiefliegende Augen können ebenfalls Hinweise auf das Syndrom geben.

Diagnose

Die Diagnose des Alagille-Syndroms ist herausfordernd, da die Symptome variabel sind und sich mit anderen Lebererkrankungen überschneiden können. Bei Neugeborenen mit starkem Gallenstau und Gelbsucht sollte das Alagille-Syndrom in Betracht gezogen werden. Weitere differenzialdiagnostische Überlegungen schließen andere angeborene Leberkrankheiten wie PFIC oder Byler-Syndrom sowie Infektionen wie Toxoplasmose oder Hepatitis ein.

Besondere Hinweise auf das Alagille-Syndrom können sich durch die charakteristische Gesichtsform und eventuell durch eine gleichzeitig bestehende Herzerkrankung ergeben. Bildgebende Verfahren wie die MRCP zeigen oft, dass die Gallenwege schlecht oder gar nicht sichtbar sind. Eine Leberpunktion kann zusätzliche Informationen liefern, insbesondere über die Anzahl der kleinen Gallenwege. Ein Gentest kann letztendlich die Diagnose bestätigen, wobei zwei Unterformen bekannt sind: Alagille-Syndrom 1 (ALGS 1) und Alagille-Syndrom 2 (ALGS 2), die durch Mutationen in den Genen JAG1 und Notch2 verursacht werden.

Therapie

Die Behandlung des Alagille-Syndroms ist vielschichtig und umfasst:

  • Medikamentöse Therapien: Zum Beispiel wird Maralixibat seit Dezember 2022 zur Behandlung des Syndroms eingesetzt. Es wirkt, indem es die Wiederaufnahme schädlicher Gallensäuren im Darm hemmt, was den Juckreiz lindern kann. Erste Studien deuten darauf hin, dass es auch leberschützende Effekte haben könnte.
  • Chirurgische Eingriffe: Bei fortgeschrittener Leberzirrhose kann eine Lebertransplantation erforderlich werden.

Ernährungsoptimierung: Eine angepasste Ernährung kann helfen, Nährstoffmängel zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.