Alpha-1-Antitrypsinmangel (AATM)
Einleitung
Alpha-1-Antitrypsinmangel (AATM) ist eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, die sowohl die Lunge als auch die Leber betreffen kann. Die Erkrankung entsteht durch eine Störung in der Produktion des Alpha-1-Antitrypsins, eines wichtigen Proteasehemmers, der fĂŒr den Schutz des Gewebes vor vorzeitigem Abbau durch Enzyme zustĂ€ndig ist. Diese Seite bietet einen detaillierten Ăberblick ĂŒber die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von AATM.
Was ist Alpha-1-Antitrypsinmangel (AATM)?
Alpha-1-Antitrypsin (AAT) ist ein Protein, das hauptsĂ€chlich in der Leber produziert wird und in die Blutbahn abgegeben wird. Es schĂŒtzt Gewebe, insbesondere die Lunge, vor dem Abbau durch Enzyme. Bei einem Alpha-1-Antitrypsinmangel ist die Produktion oder der Transport dieses Proteins aus der Leber gestört. Dies fĂŒhrt zu zwei Hauptkomplikationen:
- Lungenbeteiligung: Patienten entwickeln hÀufig ein Emphysem, das durch eine chronische Zerstörung des Lungengewebes gekennzeichnet ist.
- Leberbeteiligung: In der Leber kann es zu einer Fibrose bis hin zur Zirrhose kommen.
Warum bekommen manche Menschen AATM?
AATM ist eine erblich bedingte Erkrankung mit rezessiver Vererbung. Das bedeutet, dass zwei defekte Gene â jeweils eines von der Mutter und eines vom Vater â erforderlich sind, um die Krankheit auszulösen. Die gesunde Variante des Alpha-1-Antitrypsin-Gens wird als âPiMâ bezeichnet, wĂ€hrend krankhafte Varianten als âPiZâ und âPiSâ bekannt sind. Der schwere Alpha-1-Antitrypsinmangel tritt auf, wenn ein Individuum zwei PiZ-Varianten des Gens trĂ€gt (genetische Bezeichnung âPi*ZZâ). Diese Personen haben ein stark erhöhtes Risiko fĂŒr Lungen- und Lebererkrankungen.
Personen, die eine gesunde und eine krankhafte Genkopie tragen (âPi*MZâ), haben nur ein geringfĂŒgig erhöhtes Risiko fĂŒr die Erkrankung. Bei ihnen sind die Symptome meist weniger ausgeprĂ€gt.
In welchem Alter tritt AATM-bedingte Lebererkrankung auf?
Die Lebererkrankungen, die durch AATM verursacht werden, entwickeln sich schleichend ĂŒber viele Jahre. Zwei HĂ€ufigkeitsgipfel treten bei Kindern auf â einer in der frĂŒhen Kindheit und der andere in der Adoleszenz. Bei Kindern kann die Erkrankung durch Gelbsucht (Ikterus) auffallen. Bei Erwachsenen zeigen sich die ersten Symptome hĂ€ufig durch erhöhte Leberwerte, spĂ€ter kann es zu Zeichen einer beginnenden Leberzirrhose kommen, wie MĂŒdigkeit, Gelbsucht und Bauchwasser (Aszites).
Symptome von AATM
Die Symptome des Alpha-1-Antitrypsinmangels variieren je nach betroffener Organsystem:
- Lungenbeteiligung: HÀufige Symptome sind Luftnot, verminderte LeistungsfÀhigkeit und chronischer Husten, der typischerweise zwischen 20 und 40 Jahren auftritt.
- Leberbeteiligung: Symptome können MĂŒdigkeit und Gelbsucht umfassen. Oft werden erhöhte Leberwerte bei routinemĂ€Ăigen Blutuntersuchungen entdeckt, bevor weitere Symptome auftreten.
Komplikationen von AATM
Die frĂŒhzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden. Zu den empfohlenen MaĂnahmen gehören:
- Rauchverzicht: Rauchen sollte vermieden werden, um die Lungengesundheit zu schĂŒtzen.
- Vermeidung leberschÀdigender Substanzen: Alkohol und bestimmte Medikamente, die die Leber belasten, sollten gemieden werden.
In schweren FĂ€llen können Heimsauerstofftherapien zur UnterstĂŒtzung der Lungenfunktion erforderlich sein. Auch Medikamente zur Erweiterung der Atemwege können zum Einsatz kommen. Langfristig kann eine Leber- oder Lungentransplantation notwendig werden.
Diagnose von AATM
Die Diagnose erfolgt durch:
- Bestimmung des AAT-Spiegels im Serum: Ein schwerer Mangel zeigt sich durch deutlich erniedrigte Werte, wÀhrend ein leichter Mangel durch leicht erniedrigte oder normale Werte gekennzeichnet ist.
- Genetische Analyse: Ein Gentest bestÀtigt die Diagnose durch Identifizierung der krankhaften Gene.
HĂ€ufigkeit von Alpha-1-Antitrypsinmangel
Etwa einer von 2.000 bis 4.000 Menschen hat einen schweren Alpha-1-Antitrypsinmangel (genetische Bezeichnung âPi*ZZâ).
Behandlung von AATM
Derzeit ist die einzige heilende Therapie eine Transplantation der betroffenen Organe. Vor einer Transplantation kann die Gabe von externem Alpha-1-Antitrypsin helfen, die Lungensymptomatik zu verlangsamen und den Krankheitsverlauf zu bremsen. FĂŒr die LeberschĂ€digung durch AATM gibt es derzeit keine spezifisch zugelassenen medikamentösen Therapien.
KĂŒnftige AATM Therapien
Aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von AATM. Ein erstes Medikament fĂŒr die Lebererkrankung befindet sich in der Phase-II-Studie, und weitere Studien sind in Planung. Diese Entwicklungen könnten zukĂŒnftig neue Behandlungsmöglichkeiten bieten und den Krankheitsverlauf signifikant verbessern.