23. Deutscher Lebertag 2022: „total zentral: die Leber!“ – Aufklärung und Prävention stehen im Fokus
Unter dem Motto „total zentral: die Leber!“ betonte der 23. Deutsche Lebertag am 20. November 2022 die wichtige Rolle der Leber als zentrales Stoffwechselorgan und die Notwendigkeit, mehr Bewusstsein für Lebererkrankungen zu schaffen. Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, das zahlreiche Funktionen im menschlichen Körper übernimmt. Trotzdem bleibt das Thema Lebergesundheit oft unbeachtet, obwohl Lebererkrankungen zu den häufigsten Todesursachen zählen. In Deutschland leiden schätzungsweise 23 Prozent der Bevölkerung an einer Fettlebererkrankung – viele davon, ohne es zu wissen.
Der Aktionstag wurde von der Deutschen Leberhilfe e. V., der Deutschen Leberstiftung und der Gastro-Liga e. V. organisiert. Im Rahmen dieses Tages boten Leberspezialisten an drei Tagen eine kostenfreie Telefonaktion an, bei der sie individuelle Fragen zu Leber und Lebererkrankungen beantworteten.
Ursachen und Früherkennung von Lebererkrankungen
Die Ursachen für Lebererkrankungen sind vielfältig. Die häufigste Ursache für Leberentzündungen (Hepatitis) ist die Fettleber, die durch Übergewicht, Diabetes mellitus oder Alkoholmissbrauch entsteht. Virusinfektionen sind ebenfalls eine häufige Ursache. Lebererkrankungen können oft durch bildgebende Verfahren und durch die Analyse von Leberwerten im Blut (GPT, GOT und gGT) erkannt werden. Erhöhte Leberwerte erfordern zusätzliche Untersuchungen, um die zugrunde liegende Ursache festzustellen.
Früherkennung ist bei Lebererkrankungen entscheidend, da die Leber im Gegensatz zu anderen Organen wie dem Herzen keine Nervenzellen besitzt, die Schmerzsignale senden könnten. Viele Menschen bemerken daher Leberprobleme erst, wenn das Organ bereits erheblich geschädigt ist.
Aufklärungsbedarf und Prävention
Professor Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e. V., betont, dass vielen Menschen das Bewusstsein für die Wichtigkeit und Funktionsvielfalt der Leber fehlt. „Die meisten wissen nur, dass erhöhter Alkoholkonsum schlecht für die Leber ist, aber viele sind sich nicht bewusst, dass auch Menschen, die keinen oder nur wenig Alkohol trinken, an Lebererkrankungen leiden können,“ erklärt Sarrazin. Öffentlichkeitsarbeit, wie die Presseveröffentlichungen und Telefonaktionen im Rahmen des Deutschen Lebertages, sind daher entscheidend, um Informationen über die Bedeutung der frühen Diagnose und verbesserte Therapieoptionen zu verbreiten.
Ein weiteres wichtiges Thema des Lebertages ist die Prävention. Eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung können nicht nur Lebererkrankungen vorbeugen, sondern auch zur Therapie beitragen. Es ist essentiell, dass die Bevölkerung über die Möglichkeiten informiert wird, wie sie ihre Lebergesundheit aktiv schützen kann.
Fortschritte bei der Früherkennung
Eine positive Entwicklung bei der Früherkennung von Virusinfektionen der Leber wurde ebenfalls hervorgehoben. Seit dem 1. Oktober 2021 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren in Deutschland im Rahmen der „Gesundheitsuntersuchung“ (früher „Check-up 35“) Anspruch auf ein einmaliges Screening auf Hepatitis B und Hepatitis C. Diese Tests helfen dabei, Infektionen zu entdecken, die zunächst symptomlos oder schleichend verlaufen. Durch frühzeitige Diagnose und Behandlung können schwere Spätfolgen wie Leberzirrhose, Leberzellkrebs und Hepatitis-bedingte Todesfälle vermieden werden.
Zukunftsperspektiven
Um die wachsende Zahl von Menschen mit Lebererkrankungen zu reduzieren, ist es entscheidend, das Bewusstsein für Lebergesundheit weiter zu schärfen und vorhandene Früherkennungsprogramme optimal zu nutzen. Außerdem sollten weitere Screening-Programme, zum Beispiel für nicht-infektiöse Lebererkrankungen, etabliert werden.
Der 23. Deutsche Lebertag 2022 setzte ein starkes Zeichen für mehr Aufklärung und Vorsorge in Bezug auf Lebergesundheit und betonte, dass die Leber als zentrales Stoffwechselorgan die Aufmerksamkeit und Pflege verdient, die sie braucht, um gesund zu bleiben.