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13. Oktober 2022

„Total zentral: die Leber!“ – Virushepatitis: Ein stilles, oft unentdecktes Risiko

Beitragsbild Lebertag Leberuntersuchung

Am 13. Oktober 2022 lenkten die Ausrichter des 23. Deutschen Lebertages – die Deutsche Leberhilfe e. V., die Deutsche Leberstiftung, und die Gastro-Liga e. V. – die Aufmerksamkeit auf die oft unentdeckten und unbehandelten Virushepatitiden, die weltweit Millionen von Menschen betreffen. Unter dem Motto „total zentral: die Leber!“ wird die zentrale Rolle der Leber für die Gesundheit und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose betont.

Virushepatitis: Ein globales Gesundheitsproblem

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben weltweit schätzungsweise 354 Millionen Menschen mit einer Hepatitis-B- oder -C-Virusinfektion. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge mehrere Hunderttausend Infizierte, von denen viele ihre Infektion nicht kennen. Hepatitis B, C, und D sind besonders gefährlich, da sie chronische Infektionen verursachen können, die zu Leberzirrhose, Leberzellkrebs und schließlich zu hepatitisbedingten Todesfällen führen können.

Die Herausforderung der Diagnose

Ein zentrales Problem bei der Virushepatitis ist, dass die Erkrankungen oft unentdeckt bleiben. Die Leber selbst hat kein Schmerzempfinden, sodass Schäden meist unbemerkt fortschreiten. Die fünf Hauptviren, die eine Hepatitis verursachen – Hepatitis A, B, C, D, und E – unterscheiden sich erheblich in Bezug auf Übertragungswege, Schweregrad der Erkrankung, geografische Verbreitung, und Präventionsmöglichkeiten. Trotz der Gefahr, die von diesen Infektionen ausgeht, verlaufen sie häufig symptomlos oder nur mit unspezifischen Symptomen, was zu einer späten Diagnose und Behandlung führt.

Fortschritte und Herausforderungen in der Prävention und Behandlung

Die WHO hat 2016 das Ziel gesetzt, die Virushepatitis bis 2030 weltweit einzudämmen. Die medizinischen Mittel dafür sind vorhanden: Für Hepatitis B und D gibt es neue, nahezu nebenwirkungsfreie antivirale Therapien, und Hepatitis C kann innerhalb von acht bis zwölf Wochen vollständig geheilt werden. Für Hepatitis B gibt es außerdem eine wirksame Impfung, die auch gegen Hepatitis D schützt, da diese nur in Verbindung mit einer Hepatitis-B-Infektion vorkommen kann.

Verbesserte Früherkennung durch Screening

Ein wichtiger Fortschritt zur Früherkennung in Deutschland ist der einmalige Anspruch auf ein Screening auf Hepatitis B und C im Rahmen der „Gesundheitsuntersuchung“, früher bekannt als „Check-up 35“. Dieses Screening soll die hohe Dunkelziffer unentdeckter Infektionen reduzieren und den Betroffenen eine frühzeitige Behandlung ermöglichen.

Professor Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e. V., hebt jedoch hervor, dass das aktuelle Gesundheitsuntersuchungsmodell nicht alle gefährdeten Gruppen erreicht. Besonders vulnerable Gruppen wie Inhaftierte, Drogengebrauchende, Menschen mit Migrationshintergrund und Obdachlose werden durch diese Maßnahmen oft nicht ausreichend angesprochen. Daher ist eine duale Strategie notwendig, die neben dem allgemeinen Screening auch aufsuchende Strategien beinhaltet, um diesen Gruppen ein Testangebot an ihren Aufenthaltsorten zu machen – etwa in Einrichtungen der Drogen- oder Obdachlosenhilfe.

Ein ganzheitlicher Ansatz für die Eliminierung der Virushepatitis

Um das Ziel der WHO, die Virushepatitis bis 2030 zu eliminieren, auch in Deutschland zu erreichen, ist eine Allianz von Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft, Patientenorganisationen und Politik erforderlich. Es braucht ein zielgerichtetes Vorgehen, das die Bedeutung der Früherkennung betont und die Prävention sowie die Therapie von Lebererkrankungen vorantreibt.

Die Bedeutung der Früherkennung

Mit dem diesjährigen Motto „total zentral: die Leber!“ appellieren die Ausrichter des Deutschen Lebertages an die Verantwortung jedes Einzelnen, sich der Lebergesundheit bewusst zu sein. Früherkennung ist entscheidend: Je früher eine Lebererkrankung erkannt wird, desto besser können die Folgen behandelt oder sogar geheilt werden – unabhängig davon, ob die Ursache eine Virusinfektion oder beispielsweise ungesunde Ernährung ist.